Dienstag, 15. September 2020
Dass msg in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiern kann, liegt maßgeblich an ihnen: Den vielen engagierten und treuen Mitarbeitenden, die teils bereits seit den 80er Jahren für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens und seiner Produkte sorgen. Eine von ihnen ist Susanne Sigethy, die den Versicherungsbereich bei msg begleitet und entscheidend mitentwickelt hat. Im Interview spricht sie über unternehmerische und persönliche Meilensteine, das allererste msg-Produkt, Motivation und Stretch-Limousinen.
Können Sie zum Einstieg bitte kurz skizzieren, wie Sie zur msg gekommen sind?
Susanne Sigethy: (lacht) Mir ging es wie den Firmengründern. Während des Studiums habe ich ein Praktikum bei IBM gemacht und meine Diplomarbeit dort geschrieben. Als ich im Sommer 1988 mit dem Studium fertig wurde, war Einstellungsstopp bei IBM. Ein guter Bekannter hat mit den Mitgründern der msg, Pius Pflügler und Herbert Enzbrenner studiert und vermittelte den Kontakt zur msg. Im Oktober 1988 fing ich dann bei msg an – zusammen mit sechs weiteren Neueinstellungen. Hans Zehetmaier war schon etwas nervös, denn für damalige Verhältnisse war das enorm viel. Wir waren somit 30 Leute bei msg.
Ich wurde dann bei einem Projekt bei der Vereinten Versicherung eingesetzt, aus dem das allererste Produkt der msg hervorging. Zuerst musste allerdings die bestehende Software beerdigt werden, das gelang auf einer Abteilungsgrillparty an der Isar. Zu diesem Zeitpunkt war die Vereinte eine Tochter der Schweizer Rück (SR) und in deren Besitz befand sich mit SICS schon eine Standardlösung für die Rückversicherung. Diese begleitet uns bis heute als Hauptkonkurrent im Markt. Der entscheidende Punkt war, dass wir so viel Selbstbewusstsein und auch die Zustimmung des lokalen Managements hatten, innerhalb der SR Gruppe noch ein weiteres RV-Produkt zu bauen und wir waren uns sicher, es besser zu machen.
Was waren aus Ihrer Sicht denn unternehmerische sowie persönliche Meilensteine in der Entwicklung der Insurance-Branche?
Für mein Empfinden war es eher ein Prozess als einzelne Meilensteine. Denn unser umfangreiches Produkt SAP Reinsurance Management (früher KORVAS) ist ja letztendlich über einen Zeitraum von 30 Jahren entstanden. Persönlich schätze ich seit jeher, dass wir uns innerhalb der msg eine gewisse Aufbruchsstimmung, Risikobereitschaft und Spontanität bewahrt haben. So können wir mit den rasanten Neuerungen in der IT Schritt halten. Besonders stolz bin ich – das sind wir natürlich alle – darauf, Weltmarktführerschaft erreicht zu haben. Wer kann das schon von sich behaupten? Dazu gehörte auch, die anfängliche Skepsis von Hans Zehetmaier zu überwinden, die er ursprünglich gegenüber Softwareprodukten hegte (lacht). Das Geschäftsmodell der msg war am Anfang rein auf Projektgeschäft ausgerichtet, alle Mitarbeitenden haben damals im Auftrag von Kunden in Projekten programmiert etc.
Klingt fast nach einer makellosen Erfolgsgeschichte…
Wir hatten durchaus auch mal eine Durststrecke zu bewältigen, als wir uns im Sinne einer Modernisierung der Software für einen letztendlich nicht praktikablen Architekturansatz entschieden hatten. Aber wir haben aus diesem Fehler gelernt, ihn revidiert und es entstand dann aus KORVAS die bis heute erfolgreiche SAP-Lösung SAP Reinsurance Management. Das ist doch das wahre Leben. Nicht alles läuft perfekt nach Plan. Die Kunst ist es doch, es im zweiten Anlauf besser zu machen. Das ist uns gelungen und ist sicherlich auch mitunter der msg-Kultur zu verdanken.
Markt und Branche verändern sich ständig. Wie kann msg den Erfolg in die Zukunft tragen und sich von Mitbewerbern abgrenzen?
Zum Erfolg gehört zum Beispiel auch der Mut, die Komfortzone zu verlassen, einen Sprung ins kalte Wasser wie damals zu wagen und auf die Fähigkeiten seiner Mitarbeitenden zu vertrauen. Ist alles noch versehen mit einem respektvollen Miteinander, dann hat man die msg-Kultur, die uns vor gut 30 Jahren den Beginn der Erfolgsgeschichte Rückversicherung ermöglicht hat. Gepaart mit einem gesunden Selbstbewusstsein und dem fundierten Wissen der Mitarbeitenden ist diese sicher auch ein wesentlicher Mosaikstein des künftigen Erfolgs. Klar ist, dass die Kunden immer anspruchsvoller werden. Software muss immer mehr können und die Entwicklung wird permanent teurer. Wir müssen also ständig die neuesten technischen Möglichkeiten im Blick behalten und die Kundenprozesse gut kennen. Dann ergibt sich immer mal wieder die Möglichkeit, eine Nische zu schließen. Kunden wollen fertige Lösungen. Das bedeutet, dass die Produkte noch mehr fertige und intuitiv konfigurierbare Funktionen enthalten müssen. Unsere Lösungen müssen auf einer hohen Ebene ansetzen und den Geschäftsprozess direkt unterstützen. Zudem müssen wir in jeglicher Hinsicht schnell bleiben.
Welche Momente bleiben unvergessen?
Die ersten Jahre und die Begegnungen mit den Kolleginnen und Kollegen möchte ich keinesfalls missen. Wir waren eben ein Start-up. Alle krempelten die Ärmel hoch und verfolgten gemeinschaftlich mit großer Motivation ein Ziel. Es herrschte eine richtige Aufbruchsstimmung. Hierarchien gab es keine, jeder wurde überall mitgenommen, egal ob es sich dabei um Besprechungen mit den Vorständen der größten Versicherungsunternehmen handelte. Diese Zeit hat mich sehr mit dem Unternehmen verbunden und viele Kolleginnen und Kollegen sind auch immer noch hier. Vor allem einem Kollegen – über all die Jahre der Visionär bei der Entwicklung des Produkts – habe auch ich persönlich viel zu verdanken. Auch, dass es nach über 30 Jahren noch immer Spaß macht, in diesem Bereich zu arbeiten. Schmunzeln muss ich immer noch über einen Besuch bei der Schweizer Rück in Zürich. Nach einem Geschäftstermin wurde ich vom firmeneigenen Chauffeur in Uniform und weißen Handschuhen mit Stretch-Limousine zum Flughafen gefahren. Wie im Film – mit Sightseeingtour durch Zürich. Gerade in den Anfangsjahren ist uns schon ein sehr stilvoller, fast luxuriöser Umgang der Versicherungsbranche mit ihren Geschäftspartnern begegnet.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass die Rückversicherung bei msg nicht nur eine Geschichte, sondern eine erfolgreiche Zukunft hat.