"Das Element des Zufälligen ist ein hoch interessantes Merkmal"
Im ersten Teil des Interviews hat sich gezeigt, dass Quantencomputing relevant ist und viel näher an seiner Anwendung steht, als man denken könnte. Abgeschlossen haben wir mit dem Wort „NP-schwer“ – naja, das ist die Bezeichnung für besonders rechenintensive Algorithmen. Und hier liegt der Nutzen des Quantencomputing: es macht aus „echt schwer“ ein „echt lösbar“.
Es heißt in den Medien oft, dass „Quantencomputing unsere Welt verändern wird“ – in welchen Anwendungsgebieten zeigt sich das Potenzial der Quantentechnik konkret?
Was sind das nun für Problemstellungen, die wir mit Quantencomputern angehen wollen?
Über die Interview-Reihe "Quantencomputing"
Mit welchen Herausforderungen ist die Automobilbranche derzeit konkret konfrontiert, bei denen Quantencomputing ein „Schlüssel zur Lösung“ ist?
Erfüllbarkeitsprobleme sind von immenser praktischer Bedeutung.
In der Wirtschaft, in der Forschung und Entwicklung oder Sales wird Quantencomputing oft mit dem Begriff „Satisfiability-Probleme“ genannt – was versteht man darunter und welchen Mehrwert hat die Lösung?
Gibt es konkrete Beispiele für den Einsatz der booleschen Regelwerke in der Automotive-Branche?
Neuronale Netze anzulernen ist nichts anderes als eine hoch komplexe Optimierungsaufgabe.
Wie sieht es aus mit den heutigen Trendthemen wie beispielsweise Künstliche Intelligenz? Werden auch die profitieren?
Du sagtest im ersten Teil des Interviews, dass Quantencomputing nicht direkt „die richtige“ Lösung liefert, sondern nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Ist das nicht ein massiver Nachteil?
Nun, zunächst ist es eben eine intrinsische Eigenschaft des Quantencomputings und einer der Gründe, warum Quantencomputing sicher nicht heutige Office-Anwendungen revolutionieren wird. Aber bei den erwähnten Problemstellungen überwiegt ab einer bestimmten Größenordnung der Vorteil der Parallelität bei weitem.
Das Element des Zufälligen ist jedoch auch ein hoch interessantes Merkmal des Quantencomputings, das sich in manchen Anwendungen sogar zum Vorteil wendet. Ich denke hier insbesondere an Simulationsrechnungen, beispielsweise für Materialverformung, Moleküldynamik, Verkehrsströme, Finanzmärkte, Wetter und Klima und vieles mehr. Mit unseren klassischen Simulationsverfahren besteht häufig das Problem, dass unsere „deterministischen“ Rechner keine echten Zufallszahlen kennen, sondern diese mithilfe mehr oder weniger geeigneter Algorithmen berechnen müssen. Diese Pseudozufallszahlen können die Simulationsergebnisse massiv verfälschen. Im Quantencomputing haben wir dagegen echte Zufallszahlen zur Verfügung, die in keiner Weise vorhersagbar sind – ein großer Vorteil in solchen Simulationsrechnungen (die im Übrigen ebenfalls wieder sehr komplex sein können, mit unzähligen Variablen und Beziehungen, also idealtypische Problemstellungen für Quantencomputer).
Wer sich rechtzeitig über „quantenfeste Verschlüsselung“ Gedanken macht, ist gut beraten.
Zufallszahlen spielen auch in Verfahren zur sicheren Kommunikation eine bedeutende Rolle – das kennen wir ja als Software-Ingenieure nur zu gut. Was hat das Quantencomputing denn für Anwendungen in der Kryptographie?
Da bin ich gespannt, was in ein paar Jahren aus all unseren schönen Kryptowährungen wird … vielen Dank für den Einblick in die möglichen Anwendungsgebiete! Im dritten Teil des Interviews wollen wir uns über die Herausforderungen unterhalten, denen sich Unternehmen beim Einsatz von Quantencomputing zu stellen haben, und wie sie damit umgehen können. Ich freue mich darauf!
Im Interview
Thomas Klemm
Business Development Automotive
Key Facts von Stephan Melzer, Executive Project Manager, msg
- Wenn wir es mit Kombinatorik zu tun haben, also viel von dem in Beziehung setzen mit dem, dann wird es für Quantencomputing einfach. Simulation, Optimierung sind hier die Schlagworte, die man sich merken sollte, wenn man auf die Suche im eigenen Unternehmen geht.
- Quanten-Computing und neuronale Netze sind eine brilliante Kombination. Dort wo KI bereits in aller Munde ist, kommt bald QC hinzu.
Nächstes Interview in Kürze:
Quanten-Computing – wie ist der Weg zum praktischen Einsatz und welche Hürden sind von Unternehmen zu überwinden? (Teil III)