Sichere Software-Updates für Fahrzeuge
Software-Updates fürs Handy über eine mobile Datenverbindung oder WLAN sind bereits Standard. Dieses Verfahren wollen auch die Automobilhersteller (OEMs) nutzen und Software-Updates am Fahrzeug “Over-the-air" (OTA), also drahtlos einspielen. So kann das Infotainmentsystem oder ein Steuergerät des Fahrzeuges über Funk mit verbesserter Software nachgerüstet oder neue Funktionen dafür bereitgestellt werden. Sicherheitslücken werden somit im Hintergrund schnell und einfach geschlossen. Dies erspart nicht nur dem Fahrzeugbesitzer den Weg zur Werkstatt, sondern reduziert auch die Rückrufquote von Fahrzeugen. Damit verbundene hohe Kosten lassen sich somit abwenden.
Mit jedem Software-Update, unabhängig davon, ob es in der Werkstatt durchgeführt oder OTA eingespielt wird, muss sichergestellt sein, dass die komplette Vernetzungsarchitektur eines Fahrzeuges noch funktionsfähig ist. Ein Software Update Management System (SUMS) bietet eine gesetzliche Grundlage, um Software-Updates sicher bereitzustellen und die Funktionsfähigkeit des Fahrzeuges nach dem Update weiterhin zu gewährleisten. Es hilft dabei Prozesse zu definieren, um die Anforderungen an sichere Software-Updates einzuhalten.
Einführung eines Software Update Management Systems
Die UNECE, die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen, und deren Arbeitsgruppe WP.29 kümmern sich unter anderem um die Harmonisierung von Fahrzeugregulierungen. Sie hat die Pflicht zur Einführung eines solchen Software Update Management Systems erlassen. Diese UNECE-Regelung tritt im Januar 2021 in Kraft.
Durch die OEMs muss sichergestellt werden, dass Software-Updates reibungslos und risikofrei eingespielt werden können. Dabei ist die gesamte Elektrik/Elektronik (E/E) des Fahrzeuges mit all seinen Steuergeräten betroffen. OEMs müssen Nachweise über ihre Prozesse und Mechanismen zum Umgang mit Software-Updates erbringen. Weiterhin sind die transparente Verfolgung und Dokumentation dieser Software-Updates sicherzustellen. Als Verantwortliche für das gesamte Fahrzeug werden die OEMs dabei auch die Zulieferer einbeziehen. Basis für die Einhaltung der UNECE-Regelung ist ein Software-Konfigurationsmanagement inklusive einem Kompatibilitätsmanagement für die gesamte Software im Fahrzeug entlang der Wertschöpfungskette.
Große Herausforderungen für die OEMs
Diese neue UNECE-Regelung stellt die OEMs vor große Herausforderungen. Durch die notwendige Etablierung der Prozesse und die geforderte Dokumentation stehen sie unter zeitlichem Druck. Ohne eine Zertifizierung des Konfigurations- sowie Kompatibilitätsmanagementsystems – sprich ein gesamthaftes Software Update Management System – dürfen ab Juli 2022 im Rahmen der Homologation keine neuen Fahrzeugtypen, sowie ab Juli 2024 keine Neufahrzeuge, welche ab diesem Zeitpunkt produziert werden, mehr zugelassen werden.
Somit müssen sich OEMs beeilen, ihre internen Prozesse zur Einhaltung des Software Update Management Systems zu klären und ein Konzept für das Konfigurations- sowie Kompatibilitätsmanagement zu erstellen.
Best Practice bei msg
Nach Klärung der internen Prozesse für Software-Updates der OEMs ist eine Konzeption eines Konfigurations- und Kompatibilitätsmanagements möglich. Dabei soll das Zusammenspiel von Artefakten innerhalb eines Fahrzeuges konfiguriert, bewertet und auf Kompatibilität geprüft werden. Unserer Erfahrung nach ist ein IT-System für das Konfigurations- und Kompatibilitätsmanagement aus drei zentralen Gründen die optimale Unterstützung für die Erfüllung der UNECE-Regelung:
- Gesetzliche Vorschriften werden durch die Einführung von Produktversionen zur Planung, Entwicklung und Steuerung von Fahrzeugen sowie durch die Bewertung und Dokumentation der Vernetzungskompatibilität von Steuergeräten im Fahrzeug in IT-Systemen erfüllt.
- Die IT-Systeme stellen einen hohen Automatisierungsgrad der Prozesse zum Konfigurationsmanagement und zur Kompatibilitätsbewertung von Steuergeräten bereit und reduzieren die Fehleranfälligkeit durch die Integration technischer Schnittstellen.
- Durch entsprechende IT-Systeme werden fahrzeugweite Produktversionen im Seriengeschäft unterstützt und die Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Kompatibilitätsbewertungen sichergestellt.
IT-, Automotive- und Homologationsexperten bei msg
msg verfügt über weitreichendes IT- und Branchen-Know-how. Expertinnen und Experten in den Bereichen Software Update Management Systeme und Elektrik/Elektronik unterstützen unsere Kunden bei der Identifikation relevanter Regelungen, bei der Evaluation unternehmensspezifischer Prozesse und Homologationsvorgängen bis zum Erhalt der Typzulassung. Beratung, Konzeption, fachliche Spezifikation bis hin zur Umsetzung von IT-Systemen: Wir stehen bereit.
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